Therapie
29.12.2021
Vom KI-Vorreiter zum Bewegungsspezialisten
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3-D-Technologie mit Echtzeit-Feedback
Apps, wohin man auch schaut. Eine App, die in der Reha, Therapie und Pflege eingesetzt werden kann, widmet sich dem Thema Beweglichkeitsanalyse: Lindera, die Sturzapp. Das gleichnamige HealthtechUnternehmen setzt dabei auf eine vielseitige Technologie: LTech. Ein Blick hinter die Kulissen.
Die App-basierte Mobilitätsanalyse Lindera minimiert das Sturzrisiko signifikant. Im Oktober wurde das Ergebnis einer 20- monatigen Evaluation des Herstellers mit der AOK Baden-Württemberg und der Charité-Universitätsmedizin in Berlin veröffentlicht. Die App steht in den Schlagzeilen, doch was steckt dahinter? Welche Technik? TT-DIGI sprach mit CEO Diana Heinrichs und mit Dr. Swantje Müller, Chef-Entwicklerin im Healthtech-Unternehmen Lindera mit Sitz in Berlin.
TT-DIGI: Frau Heinrichs, Lindera ist mit der Entwicklung einer Appbasierten Mobilitätsanalyse bekannt geworden. Aber das Unternehmen kann weit mehr?
Diana Heinrichs: Unsere initiale Idee – die Lindera SturzApp – unterstützt Pflegende bei der Analyse des Sturzrisikos von Senioren und empfiehlt gezielte Maßnahmen zur Förderung der Mobilität. Unsere 3-DBewegungsanalyse ist dabei hochgradig präzise und valide – das zeigen zahlreiche Studien. Wir haben die Software so entwickelt, dass sie flexibel in bestehende Apps und Dokumentationssysteme integriert werden kann. Aktuell arbeiten wir an Anwendungen für den klinischen und therapeutischen Bereich. Denn auch in der Reha und Physiotherapie sowie in der Orthopädie und in der Neurologie sind präzise Bewegungsassessments relevant. Ähnlich wie sich Amazon vom Pionier des Online-Buchhandels zu einem der führenden Tech-Unternehmen entwickelt hat, gehen wir den Weg vom KI-Vorreiter in der Pflege zum Bewegungsspezialisten entlang der gesamten Versorgungskette.
TT-DIGI: Frau Müller, was bedeutet der Name LTech?
Swantje Müller: LTech steht für Lindera 3-D-Technologie und ist ein SDK – ein Software Development Kit, in dem wir unsere Motion Tracking Expertise bündeln. Wir stellen es Herstellern digitaler und hybrider Therapieansätze zur Verfügung, die unsere KI in ihre Produkte integrieren. Gleichzeitig nutzen wir den technologischen Kern auch in unseren eigenen Produkten.
TT-DIGI: LTech wird aber nicht nur in der Therapie, sondern auch im personalisierten Training eingesetzt?
Swantje Müller: Mit LTech leiten wir aus einer Videoaufnahme ein 3-D-Skelett ab, über das wir die Bewegung des Users nachvollziehen. Daraus ermitteln wir diverse Informationen. Aktuell haben wir uns auf zwei Kerndisziplinen spezialisiert: die Berechnung von Gangparametern und Gelenkwinkeln für diagnostische Zwecke sowie die den sie beim Personal Training oder in der Physiotherapie unter Anleitung eines Experten arbeiten. Mit dem Unterschied, dass der Experte digital im Smartphone steckt. Damit können therapeutische Übungen qualitätsgesichert Zuhause absolviert werden.
TT-DIGI: Wie können Therapeuten von der Technologie profitieren?
Diana Heinrichs: Therapeuten können die Technologie so in ihre Arbeit integrieren, dass die Behandlung aufgrund eines präzisen Assessments und regelmäßiger Anwendung schneller Erfolge erzielt. Daneben bleibt mehr Zeit für die wesentlichen Dinge, denn die App erleichtert administrative Arbeiten wie die abrechnungsrelevanten Dokumentationsroutinen.
TT-DIGI: Welchen Weg schlagen Sie zukünftig ein?
Diana Heinrichs: Wir fokussieren uns auf Therapie-Apps und den medizinischen Bereich, wo wir Medizinproduktherstellern einen Mehrwert bei der Tech-Dokumentation und Unterstützung von FitnessApps über Bewegungsfeedback.
TT-DIGI: Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Swantje Müller: Wir haben unsere Software beispielsweise in der App Skill Yoga integriert. Für Athleten entwickelt, verbessert diese Yoga-App ihre Stärke, Beweglichkeit und Flexibilität. Gemeinsam mit dem Anbieter definieren wir, wie eine Übung im Idealfall durchgeführt werden soll. Bei einer Kniebeuge bedeutet das, einen Beugungswinkel von circa 90 Grad zwischen Ober- und Unterschenkel zu erreichen. Das hinterlegen wir als Schablone in der Software. Wenn der User sich beim Durchführen der Übung filmt, gleicht die KI seine Ausführung mit der Schablone ab und gibt EchtzeitFeedback zur Bewegung.
TT-DIGI: Welchen Mehrwert bringt das den Trainierenden?
Diana Heinrichs: Trainierende erhalten – im Gegensatz zu herkömmlichen Videoanleitungen – ein direktes Feedback zu ihren Übungen. Ganz so, als würPräzision bieten. Zugegebenermaßen zieht unser technologischer Vorsprung im Bereich der 3-D-Bewegungsanalysen aktuell auch bei Yoga- und FitnessApps, mittelfristig sehen wir uns aber im therapeutischen Umfeld. Wir bringen unsere 3-DTechnologie dort ein, wo wir bestehende, arbeitsaufwendige, subjektive und abrechnungsrelevante Dokumentationsprozesse in der Medizin und Pflege mit einem digitalen Bewegungsassessment per App ablösen können. Wir wollen Fach- und Betreuungskräfte spürbar entlasten, ihre Fachlichkeit mit Präzisionsmedizin stärken und die Versorgung verbessern. Nach der SturzApp, die zur Medizinproduktlinie LCare gehört, entwickeln wir jetzt LClinic. Akut- und Rehakliniken erhalten damit ein Schweizer Taschenmesser, um Analysen digital umzusetzen und das Überleitungsmanagement zwischen Klinik und Nachversorgung qualitätsgesichert zu unterstützen.
TT-DIGI: Vielen Dank.
Die Fragen stellte Reinhild Karasek.
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